Unglücklich, überfordert, hilflos.
Das sind die drei Worte, die ich dir gesagt hätte, wenn du mich nach den ersten 16 Monaten als Mutter gefragt hättest.
Aber mal von Anfang an:
Mein Name ist Jennifer Syrbe, ich bin 33 Jahre alt und lebe gemeinsam mit meinem wundervollen Ehemann und besten Freund sowieso unseren zwei zuckersüßen Kindern in einem wunderschönen Elbvorort in der Nähe von Hamburg.
Das Kennenlernen war wie aus dem Bilderbuch und es folgte eine traumhafte Hochzeit. Und nach zweieinhalb langen Jahren mit unerfülltem Kinderwunsch, machte sich endlich unser erstes gemeinsames Glück auf den Weg und wir hätten nicht glücklicher sein können. Nun hatten wir alles, was wir uns immer vorgestellt hatten.
Dachte ich…


“Ich war da, wo du heute bist”
Denn schnell merkte ich, dass unser Sohn anders als andere Kinder zu sein scheint. Ich wusste, man sollte nicht vergleichen, jedes Kind ist schließlich anders. Aber bei uns hatte dieses “anders” ein völlig anderes Ausmaß.
Er schlief weder im Kinderwagen noch in irgendeinem Bettchen und selbst kurze Autofahrten wurden zum absoluten Horrortrip begleitet von ständigem Gebrüll.
Er schrie gefühlt den halben Tag und Federwiege, Trage, Pezziball und Föhngeräusche wurden unser täglicher Begleiter und Hilfsmittel, ohne die bald gar nichts mehr ging.
Wickeln, anziehen, ablegen, spielen, völlig egal was wir machten oder versuchten, er schrie und schrie und schrie. Und nein, er weinte nicht, denn “alle Babys weinen”, er schrie!!
Er schien immer unzufrieden zu sein und nichts konnte seine Laune verbessern.
Und während bald alle anderen Babys und Kinder in unserem Umfeld bereits alleine in ihrem Bett durchschliefen, Freunde wieder Paarzeit hatten und Ausflüge unternehmen konnten oder einfach mal in Ruhe einen Kaffee mit Freundinnen trinken konnten, während der Nachwuchs brav im Kinderwagen lag, war es hier anders.
So war ich am Nachmittag immer noch ungeduscht und bereits mehrfach in Tränen ausgebrochen, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte, diese vielen Bedürfnisse und Gefühle zu begleiten. Schon der Gedanke an den nächsten Tag und das Wissen, dass mein Mann erst wieder am Abend nach Hause käme, ließ mir die Kehle zuschnüren.
Ich hielt es einfach nicht mehr aus, von einem Extrem ins Nächste, unendlich viele Tränen und nie konnte ich etwas richtig machen.
“Was mache ich nur falsch?”
Ich traf weder Freunde noch tat ich irgendetwas anderes, als meinen gesamten Tagesablauf an mein Kind anzupassen.
Und jeden Tag fand ich mich in diesem Karussell voller negativer Gedanken.
Was mache ich nur falsch? Warum gelingt es verdammt nochmal jeder anderen Mama, ihr Baby zufrieden zu stellen, nur mir nicht?
“Warum scheint jede Mama glücklich und erfüllt zu sein, nur ich sitze hier und heule?”
Was stimmte mit meinem Kind nicht, dass es immer so viel mehr von allem brauchte und doch war es nie genug?
Warum schlief mein Baby auch nach 12 Monaten immer noch nur dann, wenn es in der Trage war und niemals allein?
Es muss doch etwas geben, womit ich meinem Kind helfen kann.
Ich beschloss: So wollte ich keinen Tag länger leben und deshalb machte ich mich auf die Suche nach einer möglichen Ursache.
Schon bald danach wurde ich auf ein Buch aufmerksam, welches dann mein Leben verändern sollte.
“So viel Freude, so viel Wut” von Nora Imlau.
Und es machte alles Sinn.
Also sog ich alles in mich auf, ich beschäftigte mich mit dem Thema und schon bald wurde mir klar: mit deinem Kind ist alles in Ordnung, es ist perfekt so wie es ist.
Es ist lediglich gefühlsstark.
“Ein gefühlsstarkes Kind zu bekommen, ist wie in einer Therapie zu landen, zu der man sich nie angemeldet hatte.” – Nora Imlau
Gefühlsstark.
Schnell stellte ich fest, dass ich es auch bin. Ich kannte all das, all die Gefühle, die so überwältigend sein können.
Und ich wusste, es liegt nicht an mir, ich habe keine Schuld, ich mache nichts falsch.
Und diese Einsicht war ein riesen Schritt in die richtige Richtung. Denn nun wusste ich, dass ich etwas ändern konnte. Ich konnte die Segel neu setzen, denn ich hatte es in der Hand.
Und ich wollte mein Leben als Mama von gefühlsstarken Kindern endlich genießen.
Ich beschäftigte mich mit dem kindlichen Gehirn, lernte die Zusammenhänge und die möglichen Ursachen. Ich nutzte meine Erfahrungen als psychologische Beraterin, Trainerin und Projektmanagerin, entwickelte Strategien und fasste den Entschluss, mit meinem Wissen auch anderen Müttern zu helfen.
Aber nicht allein die Bücher, die ich las oder die Ausbildungen, die ich habe, halfen mir zu verstehen, worum es geht und was ich ändern muss, damit es besser wird.
Nein, den größten Teil habe ich meinen Kindern zu verdanken.
Denn meine Kinder ließen mich sehen, wovor ich viel zu lange die Augen verschlossen hatte.
Meine beiden gefühlsstarken Kinder haben mich an allem zweifeln lassen, sie haben mich Tränen vergießen lassen. Viel zu oft bin ich nicht nur an meine Grenzen gestoßen, sondern habe sie übertreten. Ich habe geweint, ich habe geschrien, ich habe geschimpft, ich habe mich geschämt.
Aber:
“Meine Kinder haben mich zu dem Menschen werden lassen, der ich heute bin.”
Sie haben mir den Weg geebnet für meine ganz persönliche Reise zurück zu mir. Sie haben mich inspiriert, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Sie haben mich getriggert und zweifeln lassen und sie hatten keine Ahnung, wie sehr sie mir damit halfen.
Denn so lernte ich genauer hinzusehen und zu hinterfragen, wieso mich das Verhalten meines gefühlsstarken Kindes gerade triggert.
Mein Kind tut das nicht, um mich zu tyrannisieren oder zu provozieren.
Aber ich habe gemerkt, dass durch das Verhalten meiner Kinder alte Wunden aufgerissen wurden und mein inneres Kind zum Vorschein kam und tobte.
Und genau dort lag der Ursprung und gleichzeitig der Schlüssel zu meiner Heilung.
→ BEI MIR
Ich habe gelernt, dass es um mich geht, um meine Veränderung. Und nicht darum, meine Kinder verändern zu müssen.
“Erst heute weiß ich, dass der einzige Mensch, der sich verändern musste, ich selbst war.”
Ich musste erst wieder lernen, mich selbst zu lieben, alte Wunden zu heilen und zu akzeptieren. Ich habe gelernt, all diese Trigger zu verstehen und nicht länger als Strafe anzusehen.
Und als ich das verinnerlicht hatte, änderte sich alles. Es wurde leichter.
“Leben heißt Veränderung!”, sagte der Stein zur Blume und flog davon.
Was ich damit sagen möchte? Sei mutig, gib nicht auf. Hör auf dein Bauchgefühl, hör auf deine Intuition. Sei die Mama, die du sein willst. Sei die Frau und Partnerin, die du sein willst. Mach Fehler. All das habe ich auch gemacht.
Aber egal was du tust, sei immer du selbst und glaube an DICH.
Denn WIR sind wichtig!